Alle Preisträger*innen der internationalen Wettbewerbe
Medien im Raum & Network Culture Wettbewerb
JURY: Lisa Birke, Bernd Oppl & Maja Stark
- EXPANDED MEDIA PREIS FÜR MEDIEN IM RAUM
- Jurybegründung: THE FIGHT entstand in enger Zusammenarbeit der Künstlerin Susanna Hanna mit der mehrfachen Kickboxweltmeisterin Michaela Michl. Choreographisch an einen Kickbox-Wettkampf angelehnt, zeigt die 11-minütige Videoinstallation Michaela Michl mit geöffnetem Haar in einem vernebelten, spärlich beleuchteten Innenraum als filmische Erweiterung des verdunkelten realen Spaces. Die Spannung steigt, Michl wartet, doch ein klassischer Gegner lässt sich nicht blicken – stattdessen tritt der Kickboxerin schließlich ihr auf transparente Gaze projizierter Schatten gegenüber. Auf Begrüßung und Umkreisen folgt der kraftvolle Kampf zweier scheinbar ebenbürtiger Gegnerinnen. Dabei wirkt es immer wieder, als stünden sich die physisch extrem präsente Michl und ihr zweidimensionaler Schatten tatsächlich räumlich gegenüber und griffen einander an.
Unter Verzicht auf große Effekte reduziert Susanna Hanna die als One-Shot gefilmte, allein von den Schreien Michels klanglich begleitete Szene auf das Wesentliche. Im Zentrum stehen die Protagonistin und ihr innerer, in der Installation sichtbar gemachter Kampf. Muskelkraft ist nicht entscheidend, um aus dieser Auseinandersetzung als Sieger_in hervorzugehen – Sinnbild eines existenziellen Kampfes gegen Dämonen und Selbstzweifel, aber auch gegen Kräfte, die von außen auf uns einwirken und die es zu überwinden gilt.
In Zeiten medialer Vermittlung und (Selbst-)Inszenierung zweifelhafter Frauenbilder ist dabei auffallend wohltuend, dass Michl als Frau und Individuum so selbstverständlich stark ist – und nicht zuletzt durch das offene Haar ganz ohne Widerspruch weich und verletzlich wirkt. Somit steht sie schließlich auch für die Freiheit der Selbstentfaltung und -bestimmung, wie sie allen aktuellen und künftigen Generationen jedweden sozialen Geschlechts – teils weiterhin, teils überhaupt – zu wünschen ist. - Jurybegründung: EVOLUTION PROTOTYPE-1 ist eine Zukunftsspekulation in einer 3D-Spielewelt, wahnwitzig und doch erschreckend wahrscheinlich, fast schon barock überbordend und doch wissenschaftlich fundiert: In Zeiten des Anthropozäns hält Marc Lee hier einer Gesellschaft den Spiegel vor, die Gott spielt und die Natur als ein System betrachtet, das sie berechnen, kontrollieren und selbst gestalten kann. Hier hat der Mensch vermeintlich die Oberhand: Was zuerst wie ein Einblick in ein wissenschaftliches Forschungsprojekt wirkt, entwickelt eine Sogwirkung in ein System, in dem man selbst Verantwortung übernimmt und mittels verknüpfter KI neue Pflanzen, Pilz-, Tier- und Robotervariationen kreiert. Die Kontrolle kommt jedoch abhanden, wenn die Kreationen dank eingebauter evolutionärer KI-Glitches mitunter zu menschlich anmutenden Wesen mutieren – und das alles in einer mobilen interaktiven Anwendung mit Sound von Shervin Saremi, die man sich auf das eigene Smartphone herunterladen kann.
Angesichts eklatanter Umweltzerstörung und Eingriffe in die Natur durch die Menschen, deren Folgen überhaupt nicht abzusehen sind, zeigt Marc Lee, wie wir Menschen uns auf unsere Nahrungskette ohne Rücksicht auf andere Lebewesen fokussieren. Dabei weckt der Künstler beim Publikum berechtigte Sorgen und Unbehagen, aber auch Staunen und Anerkennung angesichts des Commitments, mit dem er sich dem Thema in den letzten Jahren gewidmet hat. - Jurybegründung: Die Jury würdigt mit einer lobenden Erwähnung Amal Zen mit seinem selbstreflexiven 360°-Virtual-Reality-Dokumentarfilm, in dem der Zustand der Überwachung und Aufzeichnung durch CCTV-Kameras am Beispiel seiner Hochschule vielschichtig exploriert und durch das Medium VR auch körperlich erfahrbar gemacht wird.
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Der Expanded Media Preis für Medien im Raum (750 Euro) geht an Susanna Hanna für ihre Videoinstallation THE FIGHT
- EXPANDED MEDIA PREIS FÜR NETWORK CULTURE
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Der Expanded Media Preis für Network Culture (750 Euro) geht an Marc Lee in Zusammenarbeit mit Shervin Saremi (Sound) für ihre mobile App EVOLUTION PROTOTYPE-1
- LOBENDE ERWÄHNUNG
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Eine Lobende Erwähnung geht an Amal Zen für seine 360° VR-Dokumentation DO YOU SEE
Internationaler Kurzfilmwettbewerb
JURY: Ilaria Di Carlo, María Vallecillos Soldado & Goggo Gensch
- NORMAN 2024
- Jurybegründung: Ein Experimentalfilm, der ästhetisch ganz ohne Dialoge auskommt, sondern nur landschaftliche Ansichten zeigt, bringt uns ökologische Diskussionen nahe.
Ein poetischer Film, der in der Lage ist, eine starke und klare Botschaft zu vermitteln, sowohl politisch als auch ökologisch, mit erstaunlichen Bildern und Klängen, die die Zuschauenden in ausgebeutete Landschaften versetzen.
In dem Film wird über die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Praktiken und deren Auswirkungen auf das Land und die gesamte Region nachgedacht.
Das Thema selbst bleibt unausgesprochen und zwingt die Zuschauenden zum Weiterdenken.
Der Film kombiniert und überlagert die Geräusche des Feldes und der Maschinen und bringt so seine erschütternde Botschaft zum Ausdruck. Er erschüttert die Zuschauenden sowohl mit den schrillen Geräuschen als auch mit der Tatsache der Zerstörung, die diese Felder verursachen.
Seitdem wir diesen Film gesehen haben, hat er sich während des gesamten Festivals in unserem Unterbewusstsein festgesetzt, was uns zu der endgültigen Entscheidung geführt hat, den Norman Award an VALLEY PRIDE von Lukas Marxt zu verleihen.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version) - Jurybegründung: Die Jury des Internationalen Kurzfilmwettbewerbs hat beschlossen, den Team-Work-Award an einen Film zu vergeben, der eine starke Zusammenarbeit zwischen den Filmemachern und den Protagonisten zeigt.
Teamwork führt hier nicht nur zur Fertigstellung des Films selbst, sondern auch zur Überwindung von Traumata, zur Akzeptanz vergangener Fehler und zum Austausch mit den Zuschauern über wichtige Themen.
Die tatsächliche Teamarbeit kann sich so zu einer Bewegung der Solidarität ausweiten.
Durch ihre Lebensgeschichten decken wir Themen auf, die in diesem historischen Moment des weltweit wachsenden Hasses und des Erstarkens des rechtsextremen Flügels leider schmerzlich präsent sind. Kriegstraumata, Einwanderung und Rassismus dürfen nicht zur Nebensache werden.
Den Filmemachern ist es gelungen, uns eine originelle, dramatische und gleichzeitig spielerische und ehrliche Geschichte zu liefern, in der Realität und Fiktion ineinander übergehen.
Der Team-Work-Award geht an BUURMAN ABDI (NEIGHBOUR ABDI) von Douwe Dijkstra.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version) - Jurybegründung: Die Jury hat beschlossen, einen Film besonders zu würdigen, der uns durch seine Poesie, seine Schönheit und seinen Rhythmus in seinen Bann gezogen hat.
Wir spüren den Kampf einer Frau, die ihre weibliche Identität in einer patriarchalischen Gesellschaft zurückerobern will, die in ihrer Ikonographie, Geschichte und Kunst keinen Platz für Frauen lässt. Das Patriarchat schreibt die Biografien der Frauen. Durch den Film gewinnt die Künstlerin ihre Identität als Frau zurück, und zwar auf eine Weise, die sowohl traumhaft als auch brutal ist.
Die von der Filmemacherin verwendete grafische Technik erinnert an die traditionelle Kalligrafie, um ihre Kultur zu ehren und gleichzeitig die noch immer bestehende implizite Unterdrückung zu durchbrechen und geschlechtsspezifische Zuschreibungen zu durchbrechen.
Indem sie ihre persönliche Geschichte und ihr Erbe umschreibt, fördert sie die Ermächtigung und Emanzipation der Geschlechter.
Eine lobende Erwähnung geht an I AM A HORSE von Chaerin Im.
Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)
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Der Norman 2024 (4.000 Euro gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart) geht an VALLEY PRIDE von Lukas Marxt
- TEAM-WORK-AWARD
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Der Team-Work-Award (2.000 Euro gestiftet von Ritter Sport) geht an BUURMAN ABDI (NEIGHBOUR ABDI) von Douwe Dijkstra
- LOBENDE ERWÄHNUNG
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Eine Lobende Erwähnung geht an I AM A HORSE (나는 말이다 (NANEUN MALLIDA)) von Chaerin Im
- WAND 5 EHRENPREIS
- JURY: Die Auswahlkommission Film von Wand 5
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Der Wand 5 Ehrenpreis geht an ST. MICKEYLAND von Ulu Braun
2 Minuten Kurzfilmpreis
JURY: Sabine Willmann, Nina Kormann & Charlotte Maria Kätzl
- 2 MINUTEN KURZFILMPREIS
- Jurybegründung: NERVAL'S FUGUE erzählt die Geschichte eines Hummers auf der Flucht, der sich in drei spannenden Einstellungen durch La Rochelle bewegt. Ein Film, der ohne große Botschaft daher kommt und doch den Freiheitswunsch eines Lebewesen ausdrückt.
Im Titel wird die Geschichte eines in Gefangenschaft gehaltenen Hummers, der ausbricht und sich scheinbar ziellos seinen Weg durch die Stadt bahnt, angelegt und in sparsamen Bildern visualisiert. Indem der Hummer im Weiteren kontinuierlich von links nach rechts „trippelt“ und der Tag dabei zum Abend wird, folgen wir ihm durch eine Fotografie einer kleinen Straße, die mit Wasser bedeckt ist, das sich bewegt und sich in schwappenden Geräuschen Gehör verschafft, während am Himmel die Wolken vorrüber ziehen. Ein Neonschild mit einem Hummer flackert in Bild und Ton auf. Der elektrisierende Sound pulsiert im Takt der beiden Fühler, die ein unerwartetes Wesen durch die Arkaden des Gebäudes schiebt, diese aber wieder zurückzieht. Dann überrascht uns der Hummer in Aufsicht, wie er in einer Gasse hinter zwei Menschen herkrabbelt, im Ton ein Zusammenprall ...
Mit Feingefühl für Bild, Ton und Timing bringt uns Chris Furby zum Lachen und stellt dabei beiläufig eine der größten Fragen des Seins: Wo gehen wir hin und warum? Dabei beschwört das präzise Sounddesign vielleicht sogar mehr herauf als das Bild.
Humor ist dabei das vermittelnde Instrument. Nerval’s Fugue ist ein Film, der durch eine perfekt aufeinander abgestimmte Ton- und Bildebene und das grandiose Timing wirkt und keine Sprache benötigt.
Dieser Film kann nicht kürzer und auch nicht länger sein.
1’53 Minuten perfekt ausgefüllt und somit genau richtig für den 2 Minutes Short Film Award. - Jurybegründung: Mit viel Gefühl für Schnitt und Timing werden Ausschnitte aus Orson Welles Film „The Stranger“ von 1946 und Filmaufnahmen von einem Kneipenabend während eines Fußballspiels der Fußball-Europameisterschaft von 2016 kombiniert. Gabriel Tempea nimmt uns mit seinem Film A NIGHT AT THE MOVIES mit in eine kreierte Situation von Aktion und Reaktion. Gebannt, amüsiert, entsetzt, verlegen und bestürzt reagieren die Kneipenbesucher*innen so auf die dazwischen geschnittenen Filmszenen und eine neue, ganz andere Geschichte entsteht.
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Der 2 Minuten Kurzfilmpreis (1.500 Euro) geht an NERVAL'S FUGUE von Chris Furby
- LOBENDE ERWÄHNUNG
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Eine Lobende Erwähnung geht an A NIGHT AT THE MOVIES von Gabriel Tempea
Buggles Award - Landesmusikvideopreis Baden-Württemberg
JURY: Conrad Veit, Louis Steins & Katja Spiess
- BUGGLES AWARD 2024
- Jurybegründung: Das Musikvideo HUSH von Sabrina Schray und PERIGON begeistert mit Charme, Mut zum Experiment und einem gekonnten Bruch mit Klischees. HUSH ist ein raffiniert-kindliches Spiel mit Körpern und Material und zugleich ein ironisches Spiel mit den Elementen und den Farben im Raum. HUSH schenkt uns eine unverbrauchte Ästhetik, die insbesondere in ihrer Unperfektheit ganz schön hinreißend ist. Es wird fröhlich gezündelt und gezüngelt, geräkelt, gerutscht und geschaukelt und auch schon mal schamlos mit der Kamera geflirtet. Und immer, wenn das Ganze zu glatt und explizit bad-girl-mäßig zu geraten droht, schiebt sich dankenswerterweise ein Plüschtiger in die Szenerie, geht irgendetwas in Flammen auf oder bricht auch schlicht etwas zusammen. Das ist intelligenter Trash und atmet Punk. Denn HUSH verweigert sich den glatten High End Bildern unserer Zeit und zeigt einen dicken Mittelfinger in Richtung Musikvideostereotype und männlichem Blick. Eine erfrischende queerfeministische Position – ironisch, charmant, uneitel und mutig…!
- Jurybegründung: Leicht ist uns die Entscheidung nicht gefallen und deswegen verdient FLEE von Nana Hülsewig, Valentin Kemmner und der Stuttgarter Band DIE AMÖBEN mindestens eine lobende Erwähnung der Jury. Uns hat diese Arbeit in besonderer Weise gerührt, weil sie eine Verletzlichkeit in der Suche offenlegt, die ein ehrliches und tiefes Begehren nach dem vermeintlich anderen verbindenden Element ausdrückt. Amöben, wörtlich übersetzt „die Wechselnden“ sind einzellige Lebewesen, die keine feste Form haben und ihre Gestalt laufend ändern. Das Fließende, Formverändernde und Vorläufige ist ein ganz wesentliches Stilelement des Videos. Es projiziert menschliche Innenräume in einen Naturraum und verbindet Körper, Material und Landschaft zu einem unkonventionellen Gesamtbild. Mit welcher Sensibilität und Hinwendung die Filmemacher:innen dabei nicht normierte weibliche Körper in Szene setzen, hat die Jury bewegt und beeindruckt. Im vermeintlichen Kitsch offenbart sich eine rührende Aufrichtigkeit und in der schrulligen Häkelästhetik ein authentisch gelebter Feminismus.
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Der Buggles Award 2024 (1.000 Euro gestiftet vom Pop-Büro Region Stuttgart) geht an HUSH (von Perigon) von Sabrina Schray
- LOBENDE ERWÄHNUNG
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Eine Lobende Erwähnung geht and FLEE (von Die Amöben) von Nana Hülsewig & Valentin Kemmner
- ONLINE-PUBLIKUMSPREIS
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Der Online-Publikumspreis (500 Euro gestiftet vom Pop-Büro Region Stuttgart) geht an THOUGHTS AND PRAYERS (von ITCHY) von Bernhard Seidt