Alle Preisträger*innen der internationale Wettbewerbe
Der Expanded Media Preis für Media in Space (dotiert mit 750 Euro) geht an Jen Liu für PINK SLIME CAESAR SHIFT: ELECTROPORE
- Jurybegründung: PINK SLIME CAESAR SHIFT: ELECTROPORE, eine Video Installation aus dem Jahr2021/2022 führt uns in eine abgeschlossene Welt, in der versklavte schwarze und asiatische Frauen einen künstlichen Kreislauf aufrechterhalten, dessen einziger Zweck in der Erschaffung sinnfreier Spielzeuge zu bestehen scheint.
Ihre Körper werden dabei zu Gebärmüttern für unterschiedliche Formen des PINK SLIME, einer weichen Masse, die in Form von Eiern oder Kugeln entweder geschluckt oder ausgeschieden wird. Sie sind Verlängerungen industrieller Prozesse in Form von zwanghafter Arbeit, nicht umsonst gehört zu den Voiceover –Texten der Arbeit ein Bericht über Gefängnisinsassinnen bei der Dateneingabe.
Jen Liu und den Performerinnen gelingt es eine künstliche Welt zu erschaffen, die alles andeutet und nichts zu Gänze ausformuliert. Das Szenenbild bleibt immer absichtsvoll unfertig, die Körper sind nicht perfekt, die Wände sind durchlässig, der Datenverarbeitungskomplex ist eine Maschine aus dem vergangenen Jahrtausend.
So schafft das Werk eine breite Assoziationsfläche für die Betrachtenden, Phänomene des Transhumanismus, Menschen als Teile von Maschinen, deren Körperfunktionen als Katalysatoren für industrielle Produktion dienen, Geschlechterungerechtigkeit und die dienende Funktion marginalisierter Gruppen. Das scheint beliebig, aber durch die genauen szenischen Anordnungen und die detailreiche Ausstattung werden auch die Phantasien im Betrachten konkret.
Nicht zuletzt die Darstellerinnen tragen zum gelungenen Gesamtwerk bei. Sie werden selbst zu Maschinen, zu lebendigen Teilen des Bildes, ohne Anspruch auf eigene Charakterzeichnungen, auf ein Selbst. Sie stellen sich im besten Sinne zur Verfügung.
Besonders beeindruckt der Einfallsreichtum in Bild und Ton, die Verbindung des Körperlichen und Gegenständlichen mit Momenten der Animation sowie die verblüffenden Transformationen: Schleimkugeln verwandeln sich in Tischtennisbälle und Hamburger produzieren elektronische Energie, bevor sie in der Hand der Dateneingebenden Person erst zum Snack und schließlich wieder zum titelgebenden „PINK SLIME“ werden.
PINK SLIME CAESAR SHIFT: ELECTROPORE schafft eine künstliche Welt, die uns die reale neu betrachten lässt. - Jury: Birgit Brenner & Christian Römer
- Jurybegründung: Gepostete YouTube-Filme nehmen, skurril, lustig, schräg oder abstoßend, Found footage eben, ja, ja, dann daraus einen Film machen, alles schon gesehen. Könnte man denken. Bei Gala Hernández López ist das anders. Sie schafft es, mit gefundenen und animierten Bildern sowie klugen Verknüpfungen einen dichten Essayfilm mit dem Titel „The Mechanics Of Fluids“ zu erschaffen, der fesselt, bedrückt und sich nie über die real existierenden Protagonisten erhebt.
2018 postet ein Incel, Mitglied einer weltweiten, von heterosexuellen Männern dominierten Internet-Subkultur, die unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und keine Liebesbeziehungen führen. Sie projizieren ihre negativen Gefühle auf die Ablehnung durch Frauen, die mitunter auch in Gewalttaten münden. Es postet also 2018 ein Incel auf der Plattform Reddit einen Abschiedsbrief mit dem Titel „Amerika ist schuld an meinem Tod“. Gala Hernández López begibt sich in einem virtuellen Streifzug auf die Suche nach dessen digitalen Spuren und deckt dabei ein komplexes Geflecht verschiedenster Ursachen auf. Ein Film über eine innere Reise, über Schmerz und Einsamkeit, recherchiert in den dunkelsten Ecken des Netzes und nebenbei erfährt man noch, wie sich Vereinsamung in einer digital verbundenen Welt zu einem gewinnbringenden Geschäftsmodell entwickelt. - Jury: Birgit Brenner & Christian Römer
- Jurybegründung: Die Jury hat sich entschieden, mit einer lobenden Erwähnung einen Film zu würdigen, der das Medium Film selbst in einer eindringlichen und tagebuchartigen Weise reflektiert und dabei gleichzeitig erforscht.
- Jury: Jorge Jácome, Peter Ott & Vera Sebert
- Jurybegründung: Wir haben beschlossen, mit dem Teamwork-Preis einen Film zu würdigen, der nur durch die gemeinsame Anstrengung und die unterschiedlichen Perspektiven mehrerer Menschen möglich war. In einer Zeit, in der die Zukunft gefährdet und ungewiss schien, luden zwei Künstler eine Gruppe von sehr großzügigen Freunden ein, Bilder, Audiobotschaften, Erfahrungen, Gefühle und politische Ansichten über ihre Gegenwart auszutauschen. Das war die Grundlage für diesen sehr schönen, komplexen und gleichzeitig subversiven Film.
- Jury: Jorge Jácome, Peter Ott & Vera Sebert
- Jurybegründung: In diesem Film wissen wir nicht, wo die Realität aufhört und die Fantasie anfängt. Was wir wissen, ist, dass wir präsent sein möchten - als Zuschauer und als Mitglieder der Gesellschaft - an einem Ort wie diesem Film: Wo Traditionen wiedererfunden werden und wo es die Vorstellung und den Raum einer pluralistischen und aufregenden Welt gibt. Es war eine einhellige Entscheidung. Der Film hat uns umgehauen und uns von seinem Anfang bis zu seinem Ende in eine außergewöhnliche visuelle und erzählerische Erfahrung eintauchen lassen.
- Jury: Jorge Jácome, Peter Ott & Vera Sebert
- Jurybegründung: Mit "Rain in the City" ist es Otto Rissanen gelungen, das digitale Bild zu einer fast analogen Schichtung körniger Texturen mit malerischen Dimensionen zurückzuführen.
- Jury: Carmen Beckenbach, Ilaria Di Carlo & Felix Klee
- Jurybegründung: Lorenzo Papanti erreicht eine Visualisierung von Architektur innerhalb eines genauen Formats, eines klaren Konzeptes und mit Rhythmus in einer Minute.
- Jury: Carmen Beckenbach, Ilaria Di Carlo & Felix Klee
- Begründung: Captain Fiffy's "Wassermusik" entrückt und verzückt. Durch seinen spielerischen Umgang mit der Realität, ihren Farben, Klängen und Formen, berauscht es in jeder Sekunde und zieht uns immer weiter in seinen Bann, bis wir an das Surreale glauben. An eine Realität über unserer Realität, in welcher alles schön und möglich ist und a
lles im Ton unserer Fantasien erklingt. Der Schein hat die Welt übermannt und ist Realität geworden. Wir wollen nicht zurück und noch länger im Augenblick verweilen. Denn: mit „Wassermusik“ haben wir gefunden, wonach wir dieses Jahr gesucht haben. Also ist unser Urteil klar: es ist Unendlicher Spaß. Garantiert! - Die Auswahlkommission Film von Wand 5
- Der Expanded Media Preis für Network Culture (dotiert mit 750 Euro) geht an Gala Hernández López für THE MECHANICS OF FLUIDS
- Eine besondere Erwähnung wird ausgesprochen für Jan Peters für JANUAR, 28-30
- Der Team-Work-Award (dotiert mit 2.000 Euro, gestiftet von Ritter Sport) geht an Miguel Goya & Tina Wilke für LAS FLORES
- Der Norman Award (dotiert mit 4.000 Euro, gestiftet von der Landeshauptstadt Stuttgart) geht an Simon(e) Jaikiriuma Paetau & Natália Escobar für ARIBADA
- Der 2 Minuten Kurzfilmpreis wird geteilt und geht ex aequo an Otto Rissanen für RAIN IN THE CITY
- Der 2 Minuten Kurzfilmpreis wird geteilt und geht ex aequo an Lorenzo Papanti für MAGNIFICATION EXTENDED PRESENT
- Der Wand 5 Ehrenpreis geht an Captain Fiffy für WASSERMUSIK
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Congratulations!!!